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PSSM2

PSSM2


Shivering, Ataxie, Hahnentritt? PSSM 2 - des Rätels Lösung!

PSSM2 ein weit verbreiteter Gendefekt, welcher langsam in das Bewusstein der oft ratlosen Pferdebesitzer und Züchter dringt. Seit einiger Zeit ist er in Deutschland testbar. Eine neue Erkenntnis bezüglich Hahnentritt/Zuckfuß, Shivering, Muskelverspannungen und unerklärliche Lahmheiten. Kickmarks (Muskeldellen) sind ein guter Hinweis für diesen Defekt.

Shiveringartige Bewegungen im Hinterbein, Twitch (zuckende Bewegung - neuromuskuläre Störung), Ataxie, Hahnentritt/Zuckfuß, unkoordiniertes Bewegungsbild, Schwierigkeiten beim Aufmuskeln im Rücken, unerklärliche Explosionen, Muskelverspannungen, Vergiftungserscheinungen, Kreuzverschlag ähnliche Symptome, Trainingsintoleranz, wechselnde Lahmheiten,...aber auch reheähnliche Symptome (ohne Hufbeinsenkung) kommen vor. Oft werfen diese Schübe große Rätsel auf, und bringen eine Reihe verschiedenster Diagnosen mit sich: angefangen von Equinen Herpesvieren die sich irgendwo eingenistet haben und Schmerzen verursachen, über Borrelliose bis hin zu Knieproblemen, Arthrosen in der HWS oder neurologische Defekte.  Nach vielen Diagnosen und Versuchen ist man oft ratloser als zuvor. Wenn Sie das kennen, sollten Sie sich ev. mal über PSSM2 Gedanken machen. PSSM2 (Polysacchrarid Speicher Myopathie Typ 2) ist eine erblich bedingte Muskelerkrankung und hat ähnliche Symptome wie PSSM1 – jedoch unterscheiden sich die genetischen Ursachen. Bei PSSM2 handelt es sich um keine Polysaccharid-Speicher Krankheit, da nicht vermehrt Zucker im Muskel eingelagert wird.  Die PSSM2 Syptome resultieren stattdessen aus Veränderungen in den Muskelfibrillen, den Grundbausteinen der Muskeln. (Info: CAG GmbH)

Momentan sind 4 verschiedene Gene in Deutschland bei CAG (Center for animal genetics) testbar und an weiteren wird geforscht. Das Problem an diesen Gendefekten ist, dass diese in Schüben auftreten. Meist ausgelöst durch Stress, Wurmkuren, aber auch Impfungen. Genträger müssen auch nicht unbedingt Symptome zeigen, bzw. können diese Pferde bei entsprechender Fütterung und Haltung  ein gutes Leben führen, keine, oder auch nur sehr schwache Symptome zeigen. Meist treten diese Symptome erst im Alter zwischen 7-9 Jahren auf – leider auch schon früher wie bei meinem Santos (2,5 jährig) und einigen anderen Pferden aus der EMND, PSSM 2, RER Austauschgruppe auf Facebook. 

Heilbar ist die Muskelerkrankung PSSM leider nicht. Hier muss – je nach Gentyp variierend entsprechend gehandelt werden. Anders als bei PSSM1 ist die Reduktion von Zucker im Futter nicht angesagt. PSSM2 Träger profitieren von mehr Protein und bestimmter Aminosäuren und Vitaminen. Auch an MH (Maligne Hyperthermie) sollte man denken. MH verschlimmert eine bereits vorhandene PSSM und führt in etwa 34% zum Tod des Pferdes. MH wird ausgelöst durch helogenhaltige Narkosemittel oder Stress. Dieser Test kostet einen Bruchteil des PSSM2-Tests und ist auf alle Fälle zu empfehlen.

Doch wie können sich solche Gendefekte so stark verbreiten? Schätzungsweise sind tiefgestapelt ca. 40 % der Warmblutpferde betroffen. Durch eine nicht selektierte Zucht! Warum sind Panel-Tests und sportliche Erfolge in der  Quarter-Horse-Zucht schon lange selbstverständlich, doch in der Warmblutpferdezucht wird bislang nur über WWFS (Warmblood Fragile Foal Syndrom) gesprochen? Warum werden bei den NewForest Ponys alle Hengste auf PSSM1 getestet und dieser Test im jeweiligen Zuchtverband dokumentiert? Warum werden in der Warmblutzucht die Hengste nicht nach sportlicher, langjähriger Leistung ausgewählt, sondern nachdem wie viel Sie bei einer Auktion erwirtschaftet haben? Warum werden Stuten in einer Verletzungspause gleich besamt, obwohl man keine Ahnung hat ob die Lahmheit ev. durch einen Gendefekt verursacht wurde? Muss man das hinterfragen? Ja, jeder veratwortungsvolle Züchter sollte das – spätestens das erste mal, nachdem er von so einem Problem gehört hat! Jedoch möchte ich hier keinem Unrecht tun – der Käufer bestimmt – und die Unwissenheit ist groß – oder doch nicht?

Ich weiß es nicht – jedenfalls ist es mir als selbst Betroffene ein Anliegen, hier ein wenig Bewusstsein zu schaffen. Denn alles geht auf Kosten der Pferde und auch auf die der anfangs so stolzen Pferdebesitzer, weil sie ein kleines Vermögen für ein vermeintlich gesundes Pferd ausgegeben haben. Wir greifen mit der ausgewählten Zucht in die Natur ein – bei Selektion von Hengst und Stute sollten Gesundheit und Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter des geplanten Nachwuchses im Vordergrund stehen. Nicht das Ausmaß der spektakulären Bewegungen! Ein sehr gutes Auswahlkriterium beim Pferdekauf wäre sicher erstmal die sportlichen Leistungen der Eltern und Geschwister zu hinterfragen. Ein verlockendes Papier mit vielen bekannten Namen wiederum, kann einem viele Sorgen bereiten. Wie sagt meine befreundete Tierärztin so schön? „Aufm Papier kannst net reiten!“  Das Gestüt Lonken z.B. ist eine Hengststation die ihre Hengste auf PSSM2 getestet hat.

Hier Videos zu den Symptomen von PSSM 2:

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Romana Lison

© Romana Lison, Equi-Impuls e.U., Oberösterreich, 4982 Kirchdorf am Inn